Die Brennnessel – besser als ihr Ruf

Brennnsessel auf Tisch
Die Brennnessel - eigentlich eine Nutzpflanze | © depositphotos.com @ leptospira

Die Brennnessel – eine der wertvollsten Pflanzen für den heimischen Garten

Der heimische Garten ist das Kleinod vieler Hausbesitzer. Er wird gehegt, gepflegt und (leider) viel zu häufig so generalstabmäßig geplant, dass eigentliche äußerst nützliche Pflanzen keine Chance bekommen, darin zu gedeihen. Das allerbeste Beispiel dafür ist die Brennnessel – eine außergewöhnlich nützliche Pflanze, die ganz zu Unrecht von den meisten Gartenbesitzern geschmäht oder gar bekämpft wird. Zeit, für diese Pflanzengattung eine Bresche zu schlagen und aufzuzeigen weshalb es wirklich sinnvoll ist, sie nicht nur zu tolerieren, sondern sogar gezielt im Garten anzusiedeln.

Schutz- und Nutzpflanze – die Brennnessel bietet Lebensraum für über 100 Insektenarten

Es gibt über 100 Arten von Insekten, die direkt oder indirekt mit Brennnesselstauden interagieren oder sie als Lebensraum nutzen. Nun muss man kein ausgesprochener Fan von Insekten sein – allerdings sollte der Hobbygärtner darüber nachdenken, dass der ganze Kreislauf des Lebens maßgeblich von diesem kleinen Getier abhängig ist. Diese Pflanzen stellen übrigens auch die Lebensgrundlage für einige wunderschöne einheimische Schmetterlingsarten (bzw. deren Brut) dar – z. B. dem Tagpfauenauge, dem Admiral und auch dem Landkärtchen.

Brennnesseln machen chemischen Dünger im Garten überflüssig

Was viel zu viele Hobbygärtner nicht wissen: die Brennnessel bietet sehr viele nützliche Eigenschaften, die man sich praktisch ohne nennenswerten Aufwand zunutze machen kann. Allen anderen Anwendungsmöglichkeiten voran lässt sich diese Pflanze als extrem potenter Dünger für all die anderen Pflanzen im Garten verwenden. Dazu wird einfach eine sogenannte „Brennnesseljauche“ angesetzt – und das geht so:

  • Ein kleines Regenfass oder einen beliebigen anderen Behälter mit rund 50 Litern Fassungsvermögen (oder auch mehr – abhängig von der Gartengröße) zu ¾ mit Wasser befüllen.
  • 2-3 Hände voll Brennnesseln mit Stiel und Blättern in dieses Wasser geben und den Behälter abdecken.
  • Täglich 1 x kurz die Abdeckung entfernen und den Sud tüchtig umrühren (Achtung: es wird nicht ohne Grund „Jauche“ genannt).
  • Nach 2-3 Wochen ist die Jauche fertig und kann, gut mit frischem Regenwasser verdünnt, dem Gießwasser beigemengt werden.

Das Ergebnis der Jauchedüngung sind starke, robuste Pflanzen mit widerstandsfähigem, gesundem Blattwerk und reicher Ertrag an Früchten. Ganz ohne Chemie, ganz ohne dem Boden oder den Insekten im Garten zu schaden.

Gut für die Pflanzen, noch besser für den Menschen

Obwohl schon die Nützlichkeit für alle anderen Pflanzen im heimischen Garten ausreichenden Grund liefern, Brennnesseln einen Lebensraum einzuräumen kann diese Pflanze noch viel mehr Gutes für den Menschen tun. Aufgrund ihrer Nährstoffzusammensetzung wird die Brennnessel als wirksame Heil- und Nahrungspflanze überall dort sehr geschätzt, wo man bereits um ihre weitreichende Wirkung weiß. Sie liefert beispielsweise mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und ist reich an Kalium, Magnesium und Eisen. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, allen voran die Flavonoide, sorgen für eine harntreibende Wirkung und unterstützen den Körper bei der Vermeidung und Bekämpfung von Blasen- und Nierensteinen. Der verhältnismäßig hohe Anteil an Proteinen in der Pflanze machen diese zu einem echten natürlichen Lebensmittel und sollte deshalb als regelmäßige Beigabe zur täglichen Ernährung genutzt werden.

 

Hemmnis „Brennhaare“ – der Grund für den allgemein schlechten Ruf der Pflanze

Die Brennhaare dieser Pflanze sind der eigentliche Grund dafür, dass viele Gartenbesitzer sie nicht leiden können. Zugegeben – bei direktem Hautkontakt rufen die Nesseln brennende, später juckende „Quaddeln“ hervor. Dem kann man aber vorbeugen und, mit ein wenig Übung, können Brennnesseln trotz dieser Nesseln sogar ohne Handschuhe geerntet werden. Dazu muss man nichts weiter tun als die Pflanzen ganz unten am Stiel mit den Fingern umschließen und diese dann mit einem Ruck nach oben entlang der Pflanze ziehen. Die Nesseln brechen allesamt sofort ab, ohne dass sie in die Haut eindringen können. Danach kann die Pflanze problemlos angefasst werden – das Brennen und Jucken fällt weg.